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“Aber ich hatte ein Ziel. Ich wollte Kira vermittlungsfähig machen. Mit der Zeit kamen viele weitere Hunde dazu, die zum Teil das Klischee des "bösen Kampfhundes" erfüllten und zum anderen hochtraumatische Dinge erleben mussten.”

Aufgewachsen bin ich mit drei großen Hunden. Einem Airedale Terrier, einem golden Retriever und einer deutschen Dogge. Zu Hunden hatte ich irgendwie immer eine gewisse Verbindung. Als 2012 nun unsere deutsche Dogge, Topas, aufgrund einer Knochenkrebsdiagnose eingeschläfert werden musste, brach für mich eine Welt zusammen. Keine 6 Monate später bekam ich also meinen ersten eigenen Hund mit 11 Jahren, ihr Name ist Lotti. Lotti begleitet mich jetzt seit über 10 Jahren, wir waren lange Zeit im Hundesport 'dogdance' tätig und irgendwann würde sie zu meinem treuesten Begleiter in der Verhaltenstherapie. Doch der eigentliche Wunsch Hundetrainer zu werden, manifestierte sich erst vor ca 4 Jahren, als ich bereits einige Zeit in einem Tierheim mit auffälligen Hunden gearbeitet hatte.

Vom Praktikum zum Traumberuf

Die Reise ins Tierheim Wolgast, startete mit einer eher ungewöhnlichen Aktion zu Weihnachten 2017. Gemeinsam mit Lotti sammelte ich in der Innenstadt Greifswald Gelder mit einer Dogdanceperformance. Ich legte fest, "das erste Tierheime das ich bei Google finde, bekommt den Erlös". Und so landete ich mit einem Haufen gekauften Hunde- und Katzenfutter im Tierheim Wolgast. Nach einem Gespräch mit den Mitarbeitern heuerten sie mich kurzerhand für einen Auftritt an ihrem Tag der offenen Tür 2018 an und wenige Monate später suchte ich händeringend nach einem Praktikumsplatz. So kam ich letztlich am 21.06.2018 endgültig zum Tierheim Wolgast und traf dort auch meinen ersten verhaltensauffälligen Hund, Kira.

Ich wusste, wie man Hunden Tricks beibringt und ein wenig Grunderziehung, aber Verhaltenstherapie (?) No way. Aber ich hatte ein Ziel. Ich wollte Kira vermittlungsfähig machen. Mit der Zeit kamen viele weitere Hunde dazu, die zum Teil das Klischee des "bösen Kampfhundes" erfüllten und zum anderen hochtraumatische Dinge erleben mussten.

Ich lernte zuzuhören und zu beobachten, mit der Zeit laß ich viel und begann letztlich Hundepsychologie zu studieren. Das Studium schloss ich 2021 mit Diplom ab und wurde daraufhin vom Veterinäramt Vorpommern Greifswald in Theorie und Praxis in der Hundeschule "Janas Hundeparadies" geprüft und habe meine Erlaubnis nach § 11 Abs. 1 Nr. 8f TSchG erhalten.

Social media - Wahnsinn und Realität

Ich lernte eine neue Perspektive der Hundewelt kennen und auch, wie falsch auffällige Hunde im Internet dargestellt wurden. Wenn sie nicht die blutrünstigen Bestien waren, dann bräuchte es nur viel Liebe, um alle Probleme zu beseitigen. Ich habe es mir daher schon sehr früh zum Ziel gesetzt meine Arbeit auf Social Media zu teilen, auch die unschönen Momente, wenn Hunde aus Beschädigungsabsicht attackierten und darüber aufzuklären, dass wir neben Liebe, vor allem Verständnis und Verstand benötigen, um in der Hundewelt nicht den halt zu verlieren.

Lotti

Ein Seelenhund, das würde meine 2011 geborene Spitzmischlinghündin wohl am besten beschreiben. Geboren wurde sie irgendwo zwischen Rostock und dem Nirgendwo. Mit 9 Monaten schien sie ihren Vorbesitzern dann zu viel des guten, kurzerhand landete sie auf der Straße und dann in einem Tierschutzhof nahe Rostock. Ich selbst war damals 11 Jahre alt und verspürte, wie so viele Kinder in meinem Alter, den ungebändigten Wunsch nach einem eigenen Hund. So kam Lotti nach langen hin und her in unsere Familie und meine Eltern waren der Überzeugung "zwei Wochen und der Hund ist nicht mehr interessant". Jetzt fast 11 Jahre später, haben wir wohl bewiesen, dass wir andere Pläne hatten. 9 Jahre Dogdance auf Wettkampfniveau und 4 Jahre begleitete Lotti mich bei der Verhaltenstherapie im Tierheim. Heute ist Lotti etwas grauer um die Nase und genießt ihre wohl verdiente Rente, für eine Runde Fahrrad fahren oder schwimmen, ist sie aber nach wie vor zu haben.

Kira

Geschlagen, in den Kampf hineingeboren, abgegeben und Lebenslang ohne Aussicht auf Bewährung. So könnte man die Geschichte meiner Cane Corso-Boxermix Hündin zusammenfassen. Kira, die 2016 geboren wurde, hatte einen klischeehaften Start in eine brutale Kampfhundekarriere, denn ja, Kira wurde auf Hunde, für Hundekämpfe abgerichtet und das hier in Deutschland. Eine junge Mutter gab sie letztlich im Tierheim Wolgast, nach einer mehr oder minder gelungenen Rettungsaktion ab. Kira traf ich 2018 bei meinem Praktikum im Tierheim, sie war der erste auffällige Hund, mit dem ich zu arbeiten begann. Nach zwei Jahren der arbeit an ihren Verhaltensproblemen war sie endlich bereit für eine eigene Familie, doch wie so oft wollte niemand den schwarzen Kampfhund aus dem Tierheim mit Vorgeschichte. Schnell merkte ich außerdem, dass ich längst mein Herz an sie verloren hatte. Kurzgefasst zog Kira an meinem 19. Geburtstag bei mir ein. Heute ist Kira vor allem unter dem Namen Kartoffelkiri bekannt. Treudoof, gemütlich und immer verfressen, dass sind wohl ihre besten Eigenschaften. Die Narben der Vergangenheit bleiben. Sowohl körperlich, als auch seelisch. Bestimmte Typen Männer müssen sich ihr besonders höflich vorstellen und ihre Kommunikation mit Hunden wird immer etwas holprig bleiben. Kira ist leider auch schwer krank. DCM (dilatative Cardiomyopathie), diverse Knochenerkrankungen wie kissings Spines und Keilwirbeln.

Maiky

Terrorterrier, Frauenheld und Dramaqueen. Maiky hat viele Facetten und alle davon sind speziell. 2017 als Ups-Wurf zur Welt gekommen, mit 5 Wochen verscherbelt und Monate darauf zum ersten Mal auffällig geworden. Maiky bis(s) sich durch das Leben und fünf weitere Familien, bevor er von seinem letzten Halter beschlagnahmt wurde. Das auch nur durch Zufall, denn gefunden wurde er bei der Hausdurchsuchung im Keller. Mit 1½ Jahren landete er also im Tierheim Wolgast und biss mir 2019 beide Hände und Arme blutig. Es drohte die erste Einschläferung. Kurze Zeit später diagnostizierte ich einen Deprivationsschaden. Maiky biss viele weitere Male zu, bevor es zu einer Vermittlungssperre kam. 2021 durfte Maiky dann als Gnadenplatz zu mir ziehen. Heute ist Maiky ein größtenteils aufgeschlossener Rüde, der in meiner Anwesenheit mit allem klar kommt.

Hilda

Unser Baby und einziger Hund ohne Kindheitstrauma. Hilda ist eine Mudihündin, die 2021 geboren wurde und mit 9 Wochen bei uns eingezogen ist. Sie stammt von einer wundervollen Zucht aus Düsseldorf. Hilda ist gerade in mitten ihrer Ausbildung zum Trainerhund. Sie soll mich zukünftig in der Arbeit mit auffälligen Hunden unterstützen, so wie es Lotti einst getan hat. Außerdem betreibt sie mit mir den Sport Bikejöring und Dogdance.

Morbius

Fünf Jahre Knast und bekannt aus der Sendung "Martin Rütter - die Unvermittelbaren", fand der Mittelspitz 2022 den Weg zu uns und damit in ein besseres Leben. Zu seiner Geschichte ist nicht viel bekannt. Seine Aversion gegen Hände und eine alte Schädelfraktur sprechen jedoch Bände, was dem 2016 geborenen Rüden widerfahren war. Fünf Jahre ließ er sich nicht anfassen, anleinen oder ließ in irgendeiner Form Kontakt zu. Damals entdeckte ich ihn im Fernsehen und beschloss, dieser Hund solle den noch freien Platz bei uns bekommen. Morbius ist all das was ich eigentlich nie wollte. Ich wollte nach Lotti keinen Spitz mehr und schon gar keinen weißen Hund. Nun, es kommt bekanntermaßen immer anders als erwartet. Leider ist der Bursche seit November 2022 Epileptiker und hat zudem massive Fehlstellungen in allen vier Gliedmaßen. Nach langer Therapie seiner Posttraumatischen Belastungsstörung kamen wir gemeinsam ebenfalls in die Sendung "die Unvermittelbaren". Heute ist Morbius ein extrem verkuschelter Hund, der immer eine Abneigung gegen fremde Menschen haben wird, aber das ist ok.

Diablo

Der kleine Diablo, oder wie wir ihn hauptsächlich nennen, “Bibbel” ist ein Zwergspitz und 2022 geboren. Wie viele Hunde seiner Größe und Rasse, bringt auch er gesundheitliche Themen mit (Patellaluxation beidseits, Brachyzephalie). Diablo ist intakt und ein wichtiger Helfer in meinem Training, besonders in Verhaltensanalysen mit Kundenhunden oder im Hundebegegnungstraining. Er ist ein überaus offener und freundlicher Spitz. Diablo´s Herkunft ist im Detail unbekannt, mein Trainerkollege Ignaz von “Listiversum” ist 2023 auf mich zugekommen, da er Diablo auf Pflegestelle betreute, nachdem er 2022 um die Silvesterzeit Besitzerlos aufgefunden wurde. Diablo ist nicht der typische Hund in meiner Gruppe, hat keinerlei Verhaltensprobleme oder ähnliches und ergänzt meine Gruppe mit seiner äußerst souveränen Art.

Igor Karkaroff

Nie hätte ich erwartet, selbst einmal Katzenbesitzer zu sein. Sie waren mir immer äußerst suspekt und trotzdem lebt jetzt eine Katze bei uns, entschuldige, stattlicher Kater mit riesem Ego.

Herr Karkaroff wurde dehydriert und abgemagert im alter von 4 Wochen auf einem Feld gefunden. Dramatisch kreisten Krähen über seinem Kopf und würde er selbst seine Geschichte erzählen, hätte er die Krähen wohl in die Flucht geschlagen. Von Passanten aufgegabelt und das Tierheim informiert, landete er schließlich auch dort. Ich nahm mich seiner an, denn zunächst musste er ordentlich gepäppelt werden. Recht schnell zeigte sich sein draufgängerischer Charakter, denn mit Hunden kann man eben gut kämpfen. Letztlich viel trafen wir die Entscheidung ihn zu behalten.

Igor, unser “Social Butterfly” zeigt sich mittlerweile sehr talentiert im Hundetraining. Ob jagdlich motivierte oder bellende Hunde, so recht lässt er sich nicht aus der Ruhe bringen.